Stammzellen

Im Mai 2014 war Präsident Mathias Riemer alias Paul als Lebensretter unterwegs und wurde von vks begleitet. Wie der Tag verlaufen ist und warum Paul das alles gemacht hat, finden Sie im Bericht der vks:

„Alein stark, zusammen unschlagbar!“

Viele warten nach Ihrer Registrierung in die weltweite Spenderkartei jahrelang auf die Benachrichtigung Stammzellenspender werden zu können. Der Umstand der genetische Zwilling eines anderen Menschen zu sein, ist deshalb etwas ganz Besonderes – diesem Menschen dann sogar das Leben retten zu können umso mehr. Der Vollblutrocker und Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Green-Bike e. V. Matthias „Paul“ Riemer hatte das Glück Lebensretter sein zu dürfen und spendete am 19.05.2014 Stammzellen für einen Leukämie-Patienten und beantwortete mir einige spannende Fragen dazu.

vks1Früh am Morgen holen Christiane Uhlig und ich Herrn Riemer vom Hotel, unweit vom Büro des Vereins für Knochenmarkspenden e. V. und der Universitätsklinik Carl Gustav Carus Dresden, ab. Aufgeregt ist er gar nicht.

Auch die Gliederschmerzen, die durch die Mobilisationsspritzen vor der Stammzellspende verursacht werden, steckt das Rockerherz, der selbst als Vorstandsvorsitzender von Green Bike e. V. mit seinem Team Typisierungs- und Blutspendeaktionen mitorganisiert sowie Aufklärungsarbeit zum Thema Drogen- und Alkoholmissbrauch veranstaltet, tapfer weg.

Wir begleiten ihn zum Haus 59 der Uniklinik, in dem die Spende durchgeführt wird. Freundlich werden wir empfangen. Herr Riemer wird nach ein paar kurzen Formalitäten an die Stammzellentnahmemaschine angeschlossen und darf es sich nun bequem machen und sich sogar einen Film zum Anschauen aussuchen, um angenehme vier Stunden der Spende zu erleben.

Nach der Spende hole ich Herrn Riemer wieder ab und während eines gemeinsamen Mittagessens bei sonnigem Wetter steht mir Herr Riemer Rede und Antwort:

vks2Wie war das eigentlich? Wann hast Du dich dazu entschlossen, Dich in die weltweite Spenderkartei aufnehmen zu lassen und wie bist Du zum ersten Mal mit dem Verein für Knochenmarkspenden Sachsen e. V. in Berührung gekommen?

Vor vier Jahren ist die Tochter eines guten Freundes an Blutkrebs erkrankt und verstorben. Das war sehr tragisch und schlimm. Dieses Unglück war dann auch ein Grund, warum Green-Bike entstanden ist und wir uns für die Motivation von Menschen, sich registrieren zu lassen, einsetzen. Während einer Typisierungsaktion bei uns habe ich mich dann 2012 über den VKS ganz einfach mittels einer 5 ml Blutspende typisieren lassen.

Und wie hast Du Dich gefühlt, als Du nun nach zwei Jahren den Anruf von uns bekommen hast, mit dem wir Dir mitgeteilt haben, dass Du einem Leukämie-Patienten nun das Leben retten kannst?

Naja, man denkt da ja nicht die ganze Zeit daran. Ich war schon überrascht, als Frau Uhlig mich während ich auf Arbeit war, angerufen hat. Dann habe ich natürlich „Ja“ gesagt.

vks3Wie reagierten Deine Freunde und Verwandten auf die freudige Nachricht?

„Machst`e das wirklich???“ haben einige gesagt. Das stand natürlich außer Frage. Bedenken hatte deswegen eigentlich niemand.

Wie ging es dann für dich weiter?

Es ging erstmal nach Halle in die Uniklinik zum Blut abnehmen, um noch einmal die Ergebnisse meiner Gewebetypisierung abzusichern. Einige Tage später wurde die Voruntersuchung in Dresden durchgeführt. Dort wurde man natürlich etwas genauer untersucht mit EKG, Röntgenaufnahme usw. Das lief alles einwandfrei.

Natürlich macht man sich auch Gedanken zum Ablauf und möglichen Nebenwirkungen, aber da habe ich wirklich sehr gute Aufklärung vom Verein und auch beim Gespräch mit den Ärzten während der Voruntersuchung bekommen, sodass ich keine Sorgen hatte.

Hattest Du Unannehmlichkeiten dadurch?

Alles in Allem war das Ganze ziemlich unkompliziert. Die Betreuung war sehr freundlich und sogar alle anfallenden Kosten wurden übernommen. Man freut sich ja auch, wenn man jemandem helfen kann.

vks4Wie hast Du die Tage vor der tatsächlichen Spende erlebt?

Also ich muss schon sagen, dass man die Schmerzen nicht leugnen kann und man sich tatsächlich einfach fühlt, als wäre man krank, ohne wirklich krank zu sein. Man ist einfach schwach. Es ist aber auf jeden Fall aushaltbar und ich habe es auf keinen Fall irgendwann bereut.

Und was denkst Du jetzt danach – würdest Du es wieder tun?

Ja, natürlich! Viele Menschen haben ja Angst vor Nebenwirkungen oder Ähnlichem, weil manche denken, dass das Knochenmark aus der Wirbelsäule entnommen wird, was natürlich falsch ist. Eine Stammzellspende, wie Sie in 80 % der Fälle durchgeführt wird, ist total ok.

Hast Du vor Deinen genetischen Zwilling nach Ablauf der gesetzlich festgelegten Wartezeit von zwei Jahren kennenzulernen?

Ich möchte auf jeden Fall zu „meinem Patienten“ Kontakt aufnehmen. Und dann mal sehen, was sich daraus entwickelt.

Zum Abschluss – wie behältst Du den VKS im Gedächtnis und was gibst Du anderen mit deiner Erfahrung auf den Weg?

Es hat alles von vorne bis hinten sehr gut funktioniert. Die Kommunikation mit dem Verein lief einwandfrei – alle waren freundlich und haben mich sehr gut betreut.
Ich bin froh, dass ich nun quasi am eigenen Leib diese Erfahrung machen durfte. So kann ich anderen Menschen viel besser erklären, wie schön und einfach es ist zu spenden und anderen zu helfen. Ich sage nur: „Allein stark – zusammen unschlagbar.“

Diese Einstellung finden wir wirklich super. Nach dem Interview plaudern Herr Riemer und ich noch ein wenig über Möglichkeiten der Zusammenarbeit vom VKS und Green-Bike, da die Rocker sich in Gemeinschaft für ein soziales Miteinander engagieren und mithilfe von selbst organisierten Kinderfesten, musikalischen Workshops bis hin zu Typisierungsaktionen für einen besonderen Zusammenhalt unter den Menschen einsetzen. Dann kommt das Taxi, um den Helden des Tages wieder nach Hause zu fahren.

Alles in Allem ein prima Tag!

Interview Mareen Friedrich

 

Der Originalartikel